Das Thema „Ernährung am Lebensende“ wirft nicht nur tägliche Fragen auf, sondern bereitet vielen Menschen auch Angst. Um die damit verbundenen Fragestellungen näher zu beleuchten, kooperiert das Sankt Barbara Hospiz Bous mit den Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungszentren Caritas Saar Hochwald. Im Interview erklärt Koordinatorin Verena Bijok, was bei diesem Thema besonders zu beachten ist.
Jemanden am Ende seines Lebens zu begleiten ist nicht leicht. Wieso bereitet gerade die Ernährung am Lebensende vielen Angehörigen Angst?
Verena Bijok: Da die Menschen in dieser Lebensphase nicht mehr so viel Energie brauchen, verringert sich auch der Appetit. Das ist für einige Angehörige schwer zu akzeptieren, da sie Angst haben, der Andere würde verhungern oder verdursten. Aber da kann ich jeden beruhigen: Kleine Mengen reichen oftmals völlig aus. Dabei sollte man sich den Wünschen der Betroffenen anpassen, selbst wenn es ein Pudding zum Frühstück oder nur etwas zum Trinken ist.
Gibt es Alternativen, wenn die Menschen keine Nahrung mehr zu sich nehmen? Was kann man als Angehöriger tun?
Verena Bijok: Eine gute Mundhygiene, um den Mund feucht zu halten ist sehr wichtig und reicht oftmals schon aus um die Bedürfnisse der Patienten zu stillen. Hierfür nimmt man einen Watteträger und befeuchtet ihn mit einem Getränk. Dabei passen wir uns den Wünschen der Betroffenen an. Dafür kann man je nach deren Geschmack Obstsaft, aber auch mal Bier nehmen, wenn die Personen dies gerne getrunken haben. Wichtig ist, dass man vieles ausprobiert und immer die Bedürfnisse des Betroffenen im Auge behält. Eine weitere Möglichkeit ist es ein „Nuckelsäckchen“ zu nehmen und dieses mit Obst, Salami oder anderen Nahrungsmitteln zu befüllen. Somit können die Betroffenen zwar den Geschmack wahrnehmen, aber es besteht nicht die Gefahr sich zu verschlucken.
Welche Probleme können rund um das Thema Ernährung am Lebensende aufkommen und worauf muss geachtet werden?
Verena Bijok: Am wichtigsten ist es, die Lebensqualität zu erhalten und nicht die Lebenslänge durch überflüssige oder zu viele Infusionen unnötig hinauszuzögern. Dabei müssen für jeden Menschen individuell die Vor- und Nachteile der Entscheidungen abgewägt werden. Die Fragen „Was möchte der Mensch?“ und „Womit fühlt er sich wohl?“ stehen dabei im Mittelpunkt. Uns an ihre Bedürfnisse anzupassen ist das Wichtigste, denn sie können selbst ablehnen, wenn sie etwas nicht möchten.
Viele Angehörige haben Angst sie könnten nichts mehr tun, vor allem wenn die Betroffenen kaum noch Nahrung zu sich nehmen. Welchen Tipp können sie ihnen für eine solche Situation geben?
Verena Bijok: Ein „Ich kann nichts mehr tun“ gibt es nicht. Es gibt immer eine Möglichkeit, wie die zuvor beschriebene Mundhygiene zum Beispiel. Dadurch bekommen die Angehörigen auch das Gefühl gebraucht zu werden. Sie haben die Möglichkeit etwas für die Person zu tun und so ihre Liebe und Zuneigung zu zeigen. Es ist aber wichtig nicht darauf zu pochen und ständig nachzufragen, sondern den Patienten die Möglichkeit zu geben zu sagen, wenn sie Durst oder Hunger haben. Es bringt den Angehörigen auch viel Trost, wenn sie die Wünsche des Betroffenen erfüllen konnten. So wissen sie: „Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan.“
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