04.02.2021

Eine außergewöhnliche Hospiz-Geschichte aus Bous

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Um es gleich vorwegzunehmen:
Mit diesem Bericht über die Geschichte eines Gastes, die sich von Ende 2020 bis Anfang 2021 im St. Barbara Hospiz Bous entwickelte, sollen keine falschen Hoffnungen geweckt werden. Eine Aufnahme in einem Hospiz beinhaltet die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des eigenen Lebens und dem Sterben von Seiten der Angehörigen und Freunde - und das vor Ort im Hospiz. Doch Theorie und Praxis gehen manchmal auseinander…


Hans-Georg Gadamer, ein deutscher Philosoph, der das biblische Alter von 102 Jahren erreichte, beschrieb den Begriff der „Theorie“ ungefähr so: Theorie bedeute zu sehen was ist, stattdessen, wovon man wünschte, dass es sei.


Nun zur außergewöhnlichen Hospiz-Geschichte:
Ende November 2020 wurde eine junge Frau, Mutter von vier Kindern, im St. Barbara Hospiz Bous aufgenommen. Während der Zimmerquarantäne in der ersten Woche ließ ihr Allgemeinzustand Zweifel entstehen, ob sie den Geburtstag ihrer jüngsten Tochter Anfang Dezember erleben würde - „sehen, was ist, statt dessen, wovon man wünschte, dass es sei“…


In der Praxis zeigte sich jedoch eine von Tag zu Tag zunehmende Stabilisierung ihres Allgemeinzustandes. Zu Beginn der Unterbringung im Hospiz bereiteten ihre Beine noch Probleme hinsichtlich ihrer Beweglichkeit, so musste sie beispielsweise ein Bein mithilfe ihrer Hose nach oben ziehen, weil ohne diese Hilfe die Kraft noch fehlte.


Doch sie wurde stetig stärker, konnte sich in recht schneller Zeit mit Hilfe ihres Rollators selbständig bewegen und fuhr auch ohne Unterstützung mehrmals täglich raus, um sich hinter dem Haus an der frischen Luft aufzuhalten. Die Besuche ihrer Kinder im Hospiz haben ihr sicher auch jede Menge Kraft gespendet.


Wieder einige Wochen später war sie zunehmend in der Lage, immer größere Distanzen auch ohne Zuhilfenahme ihres Rollators zu bewerkstelligen. Hier machte sich auch die engmaschige ärztliche Betreuung bemerkbar, die das St. Barbara Hospiz bietet: Tägliche Visiten der das Hospiz betreuenden Ärzte ermöglichen eine Ad-hoc-Symptom- und Schmerzbehandlung, die dieser Dame in besonderer Weise zu Gute kam.


Doch auch und gerade die Pflege hat einen großen Anteil an dieser außergewöhnlichen Geschichte: Die ganz konkrete Arbeit jeder einzelnen Pflegeperson, die rund um die Uhr die Hospizgäste unter Beobachtung haben – die oben genannte Ad-hoc-Symptom- und Schmerzbehandlung. So profitieren alle Gäste im St. Barbara Hospiz von der engen, zeitnahen und guten Zusammenarbeit zwischen Pflege und Ärzteteam.


So gut betreut und gestärkt konnte die junge Frau nicht nur den Geburtstag ihrer jüngsten Tochter, sondern auch Heilig Abend und Silvester mit ihrer Familie verbringen - dies alles selbstverständlich unter Wahrung aller geltenden gesetzlichen Regelungen in der Corona-Krise und unter Einhaltung des Infektionsschutzes.


Kurz nach Weihnachten hat sie sich schließlich so gestärkt gefühlt, dass sie mit Unterstützung ihres Vaters ein eigenes Auto kaufen konnte.


Nachdem sich ihr der Gesundheitszustand zusehends weiter stabilisierte, konnte sie ihren Wunsch umsetzen, das Hospiz zu verlassen, um in ihre Wohnung zurückzukehren. Alle notwendigen Hilfen wurden im Vorfeld initiiert und so fand Anfang Januar ein ganz außergewöhnlicher Abschied im St. Barbara Hospiz statt: Alle Anwesenden haben sich - so gut es in der Corona-Zeit möglich war - persönlich von ihr verabschiedet.


Sie bedankte sich von Herzen bei allen und sagte, dass sie jederzeit ins St. Barbara Hospiz zurückkehren würde, wenn sie zu Hause nicht mehr zurecht kommen sollte. Dann hat sie ihren Wunsch in die Praxis umgesetzt und ist mit ihrem neuen eigenen Auto nach Hause gefahren. Zuvor hatte sie noch auf dem Weihnachtsbasar im Hospiz zwei Geschenke für eine Freundin gekauft.


Nachdem die Frau eine Woche zu Hause war, fand ein Telefonat mit ihr statt. Es ging ihr gut und sie hat sich sehr gefreut, dass ihre außergewöhnliche Hospizgeschichte veröffentlicht werden soll. Sie ist selbst stolz auf sich, wie sie diesen Lebensabschnitt gemeistert hat. Wenn der Artikel veröffentlich ist, möchte sie ihn zu Hause ausschneiden und einrahmen.


Das gesamte Hospiz-Team wünscht ihr von Herzen alles Gute und Gottes Segen.

 

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