Anlässlich des diesjährigen Welthospiztages am 13. Oktober 2018 hatte sich das Sankt Barbara Hospiz Bous erneut etwas Besonderes einfallen lassen. Sozialarbeiterin Lisa Schmitt hatte bereits im Vorfeld Kontakt zur Leiterin der katholischen Kindertagesstätte St. Oranna in Überherrn-Berus, Heike Poncelet, aufgenommen. Nach deren Besuch im Hospiz war schnell klar: Wir wollen ein gemeinsames Projekt machen. Anlass soll der Welthospiztag sein, der dieses Jahr unter dem Motto „Weil du wichtig bist“ stand.
Die Vorbereitung der Kinder auf den Besuch im Hospiz wurde über mehrere Wochen hinweg in der Kita durchgeführt. Die Themen Krankheit, Sterben und Tod wurden erklärt und jedes Kind wusste bereits vor dem Besuch: Gesund werden die Gäste im Hospiz nicht mehr. Fleißig wurden Lieder einstudiert, die sie den Gästen vortragen wollten. Neben den gesanglichen Proben wurden Vogelhäuschen aus Holz bemalt und im Kindergarten verkauft. Der Verkauf dieser Häuschen und einigen anderen selbst gemachten Dingen erbrachte einen Erlös von 217,50 Euro, den die Kinder stolz als Spende dem Hospiz übergaben.
An einem Elternabend wurden die Eltern vorab informiert und mit ins Boot geholt. Fast alle Eltern waren mit dem Besuch ihrer Kinder im Hospiz einverstanden, zwei Mütter entschieden sogar spontan, die Gruppe zu begleiten. Insgesamt zehn Kinder, zwei Mütter, eine Erzieherin und Heike Poncelet machten sich am Mittwochmorgen auf den Weg nach Bous.
Gestartet wurde im Hospiz mit Brezeln und Saft. Die Kinder waren sehr gespannt darauf, die Gäste kennen zu lernen. Das Aquarium im Wohnzimmer hatte es den Kindern direkt angetan. „Sind da große Fische drin?“ wollte einer wissen.
Als es um die Trauerrituale ging, waren alle mucksmäuschenstill. „Heute brennt die Kerze“, erklärt Elisabeth Carapic, die ehrenamtlich im Hospiz arbeitet, „das heißt, letzte Nacht ist hier jemand verstorben.“
Es ergab sich, dass die Kinder die Gäste in den Zimmern besuchten. Eine Erzieherin begleitete den Gesang mit der Gitarre. Die Gäste waren sehr angetan und den Kindern zugewandt, ein Gast sang spontan mit. Unter den Gästen war auch ein ehemaliger Schiffskapitän, der in seinem Berufsleben die halbe Welt bereist hatte, und den Kindern davon erzählte. Einen Schiffskapitän hatten sie noch nie getroffen. Mit „ahoi“ grüßten ihn die Kinder zum Abschied.
Die Badewanne des Hospizes brachte die Kinder ebenfalls zum Staunen. Eine Badewanne, die elektrisch in der Höhe verstellbar ist, hatten sie noch nie gesehen. Ebenso die Instrumente, die es im Hospiz gibt. Die Klangschale und das Daumenklavier Sansula durften alle einmal ausprobieren. Gespannt lauschten sie dem Ton der Klangschale und zählten leise die Sekunden mit, die der Ton zu hören war. Verwundert waren alle, dass man mit einem Instrument auch das Meeresrauschen nachahmen kann. „Für die Gäste, die nicht mehr ans Meer fahren können, um den Wellen zu lauschen, ist die Ocean-Drum ein guter Ersatz“, stellten sie fest.
Am Ende waren alle zufrieden. Auch die beiden Mütter, die dabei waren, zeigten sich beeindruckt. Sie hatten sich unter einem Hospiz etwas anderes vorgestellt, lobten die tolle Ausstattung und den liebevollen Umgang, der hier mit den Gästen gepflegt wird.
Hospizleiterin Judith Köhler unterstützt Aktionen wie diese gerne. „Die meisten Menschen verbinden Abschied nur mit Tod. Doch auch Kinder müssen sich im Laufe ihres Lebens von vielen Dingen verabschieden. Damit umgehen zu können ist für Kinder eine wichtige Lebenserfahrung. Die meisten Kinder haben einen natürlichen Zugang zum Sterben“, berichtet Köhler aus Erfahrung.